Was Jürnjakob Swehn dazu sagt
Wat Jürnjakob Swehn dor tau secht
Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer - Aphorismen, Sprüche und Zitate

Jürnjakob Swehn − eine Romanfigur des Johannes Gillhoff

»Lieber Freund und Lehrer, ich kann dir mitteilen, dass ich das gerne aufschreibe, und freue mich dabei.«
 

m Kriegsjahre 1917 erschien ein bemerkenswertes kleines Buch auf dem deutschen Büchermarkt: Johannes Gillhoff veröffentlichte seinen Briefroman "Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer". Das Schicksal deutscher, besonders mecklenburgischer Auswanderer in Amerika thematisiere er, liest man in Rezensionen und Zusammenfassungen.

Glaisin, Gedenkstein für Johannes GillhoffDas klingt nun so, als handele es sich um irgendwelche Leute, die einmal nach Amerika auswanderten. In Gillhoffs Erzählung geht es aber keineswegs um irgendwelche beliebigen deutschen Auswanderer, sondern um einen besonders tüchtigen jungen Kerl aus einer der ärmsten Gegenden Norddeutschlands, aus der "Griesen Gegend" (der grauen Gegend). Sie liegt im sandigen Südwesten Mecklenburgs mit der Kreisstadt Ludwigslust als Zentrum. Hier, wo heute noch viel Plattdeutsch gesprochen wird, wurde 1849 in dem kleinen Dorf Hornkaten der Tagelöhnerssohn Jürnjakob Swehn in einem niedrigen strohgedeckten Katen geboren. Allen rationalen Überlegungen und anderslautenden Nachforschungen zum Trotz lassen wir der Phantasie freien Lauf und wollen nur zu gerne unterstellen, dass es ihn − ungeachtet der realen Person des Auswanderers Carl Wiedow − wirklich gab und er nicht nur in der fiktiven Welt dieser Brieferzählung des Johannes Gillhoff existiert.

Ludwigslust, Grabstätte Johannes GillhoffsIn jener Gegend, hinter dem Sand der Lieper Berge, liegt auch Glaisin, wo im Jahre 1861 der spätere Schulmeister Johannes Gillhoff geboren wurde. Es war dies eine Zeit, in welcher zahllose mecklenburgische Landeskinder − zumeist über Hamburg − aus bitterster Not nach Amerika auswanderten. So hatte sich auch der neunzehnjährige Jürnjakob Swehn bereits am 20. Juli 1868 von Hamburg aus nach Amerika aufgemacht, wo er nach erheblichen Mühen nahe Springfield in Iowa eine kleine Farm, sein "eigen Hüsung", erwarb. Von dort schrieb er später an seinen "lieben Freund und Lehrer" in der mecklenburgischen Heimat, den Vater Johannes Gillhoffs, anschauliche Briefe; so wird es jedenfalls in Ludwigslust und Glaisin erzählt, und so schreibt es Johannes Gillhoff, und so ist uns, wie gesagt, der Hintergrund des Romans am sympathischsten. Schließlich kommt kein Autor bei der Ausgestaltung einer historischen Person oder eines historischen Ereignisses ohne Ausdeutungen und Fiktionen aus.

Ludwigslust, Grabstätte Johannes GillhoffsIn norddeutsch gefärbter, sichtlich bemühter, aber volkstümlich schlichter Sprache, garniert mit englischen und biblischen Idiomen, schildern die Briefe in zahlreichen Anekdoten, wie es dem Auswanderer Jürnjakob Swehn, seiner Frau Wieschen, geborene Schröder, und seiner Tochter Berti, die sich im Winter "das Fell von der Stinkkatze um den Nacken" hängte, sowie vielen anderen Auswanderern in der fernen Fremde erging. Wer nicht bereit oder in der Lage war, sich in der fremden Welt durchzubeißen, der ging unter. Vieles von diesen Schwierigkeiten erfährt man in den Briefen des Jürnjakob Swehn aus Iowa.

Gleichgültig, ob Fiktion oder Realität, ob Jürnjakob Swehn oder Carl Wiedow − die lebensnahen Weisheiten, die in dem trockenen norddeutschen Humor und der hintergründigen Ironie des Protagonisten stecken, bleiben lesenswert. Die schönsten von ihnen sind hier kommentiert zusammengestellt.

Die meisten der Aphorismen und Zitate sind nach wie vor originell, viele haben immer noch tieferen Sinn und andere wiederum erscheinen manchem von uns heute vielleicht befremdlich, doch alle sind sie beredtes Zeugnis ihrer Zeit.



Fotos:
1. Glaisin, Gillhoff-Gedenkstein vor der alten Schule. Die Inschrift lautet:
Johannes Gillhoff | unser Heimatdichter | wurde am 24. Mai 1861 | in Glaisin geboren
2. und 3. Ludwigslust, Grabstätte Johannes Gillhoffs. Die Inschrift (Bild 3) lautet:
Hier ruht in Gott | Johannes Gillhoff | Seminar-Oberlehrer i.R. | geb. am 24. Mai 1861 | in Glaisin | gest. am 16. Jan. 1930 | in Parchim
 
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